Ich werde öfter gefragt, wie ich denn die Bilder bearbeite, dass sie so aussehen, wie ich sie dann auf flickr veröffentliche.
Heute will ich anhand eines Beispiels mal zeigen, was ich genau mache und ich will auch versuchen zu erklären, warum ich das mache.
Meine Kamera, eine Canon 50D habe ich so eingestellt, dass sie Bilder im RAW-Format macht, gleichzeitig speichert die Kamera ein kleineres Bild als JPG. Mit dem kleineren JPG-Bild habe ich während der Hurtigruten gearbeitet. Die Bilder im Blog sind so gut wie alle Verkleinerungen und Beschneidungen aus diesen JPGs. Jetzt wo ich etwas mehr Zeit habe, nehme ich die RAW-Bilder, das sind im wesentlichen die Gesamtdaten, die der Bildprozessor liefert in einer Datei abgespeichert. Mit Software, die zur Kamera gehört kann man nun diese RAW-Bilder bearbeiten. Und zwar verlustfrei!! Das heißt ich kann nachträglich die Blende (Helligkeit) des Bildes um 2 Stufen hoch oder runter drehen. D.h. ich kann sozusagen das Bild nachträglich anders belichten.
Klasse auch der nachträgliche Weißabgleich. Ich kann mit der Software festlegen, welcher Punkt im Bild weiß sein soll. Das spielt z.B. eine Rolle, wenn man Bilder bei Kerzenschein gemacht hat. Solche Bilder sind fast immer sehr gelb bzw. rotstichig. Während das Gehirn eine weiße Tischdecke bei Kerzenlicht immer noch weiß aussehen läßt, sieht die Tischdecke auf dem Bild gelblich aus. Mit dem nachträglichen Weißabgleich kann ich die Tischdecke auch auf dem Bild weiß aussehen lassen.
Die Verarbeitung der RAW-Bilder ist zeitintensiv, deswegen ging das auf der Reise nicht.
Mit dem RAW-Bildern kann man auch etwas machen, was abgekürzt HDR heißt. HDR steht für High Dynamic Range. Kurz geht es darum, den hohen Dynamikumfang eines Bildes per Software so zu reduzieren, dass helle und dunkle Stellen gut sichtbar werden. Ich benutze Photomatix, um den Dynamikumfang von RAW-Bildern zu reduzieren.
Ich habe mir perl-Skripte geschrieben, die die Handhabung so vereinfachen, dass alle Bilder eines Tages in einem Rutsch von RAW zu HDR umgerechnet werden können. Das dauert meist eine Nacht, d.h. je nach Menge so 8 – 10 Stunden.
Damit das alles nicht so theoretisch bleibt, zeige ich, wie es aussieht:
Dieses JPG zeigt den Geirangerfjord von einer Aussichtsplattform. Das Bild zeigt sehr helle Stellen am Himmel und sehr dunkle Stellen am Felsen unten links. Das Wasser des Fjords, die Rauchwolken und der Wasserfall der sieben Schwestern ist gut belichtet, der Himmel ist zu Hell, der Felsen zu dunkel. Wer auf der Aussichtsplattform gestanden hat, erinnert sich, dass das Auge noch Details am Himmel und auch Details am dunklen Felsen auflösen, also sehen und unterscheiden konnte.
Beim HDR-Bild, sieht man, dass Details am Himmel und am Felsen besser zu sehen sind, als beim JPG. Das liegt daran, dass die Kamera beim berechnen des JPG aus den Bildinformationen des Bildsensors Informationen wegschmeißen muß.
Um aus dem Bild ein kleines Kunstwerk zu machen, was dem, was man auf der Aussichtsplattform im Auge bzw. im Kopf gesehen hat, besser entspricht, benutze ich das Bildbearbeitungsprogramm GIMP, the GNU Image Manipulation Program unter Linux. Es geht aber auch unter Windows und es geht auch mit jedem anderen besseren Bildbearbeitungsprogramm.
Diesmal beginne ich damit das HDR-Bild in seine RGB (d.h. Rot, Grün, Blau) Anteile zu zerlegen. Mit GIMP ist das ein Knopfdruck. Wir erhalten drei Bilder in Schwarz-Weiß, die die rot-, grün- und blau-Anteile des Originals enthalten. Man kann sich das so vorstellen, dass man nachträglich einen Schwarzweißfilm einlegt und je einmal mit Rot-, Grün- und Blau-Filter belichtet:
Wie die Kenner der Schwarz-Weiß-Fotografie wissen, gibt der Rotfilter die besten Kontraste, macht den Himmel dunkler (da ist weniger rot drin) und sieht insgesamt dramatischer aus.
Wir arbeiten deswegen mit dem roten Bild weiter. Das ist aber natürlich Geschmacksache.
Wir nehmen das ‚rote Bild‘ und fügen es als eigene Ebene über dem Original-HDR ein. Wir haben jetzt also zwei Ebenen. Eine enthält das HDR-Original, die zweite das Schwarz-Weiß-Bild mit dem Rotanteil (das ‚rote Bild‘). Man kann sich vorstellen, dass man zwei Dias hat und die in GIMP nun übereinanderliegen.
Jetzt verknüpfen wir die beiden Ebenen durch ÜBERLAGERN. Unser Programm GIMP berechnet nun aus beiden Ebenen mit einem Algorithmus der Überlagern heißt ein neues Gesamtbild:
Das ist schon ganz gut, oder?
Ich bin aber noch nicht ganz zufrieden und probiere noch die Verknüpfung der beiden Ebenen mit MULTIPLIZIEREN. Das Ergebnis ist meist intensiver, aber auch dunkler und ich werden sicher wieder gefragt, ob das Wetter schlecht war oder ob es in meinem Herzen so düster ist, wie auf dem Bild.
Aber nix da. Ich finde das Bild genau so klasse! So sah es auch in meinem Kopf aus, als ich das Bild aufgenommen habe. So finde ich es gut, so lade ich es jetzt bei flickr hoch und freue mich auf die Kommentare meiner Freundinnen und Freude und mit etwas Glück landet es unter den 500 Besten des Tages (Explore). Das ist ein Grund sich nochmal zu freuen!
Und für alle, die ‚Bildmanipulation‘ doof finden, schaut nochmal, welches der beiden Bilder hier euch besser gefällt. Die Version ’so aus der Kamera‘ oder die bearbeitete Version!
I all the time emailed this webpage post page to all my contacts, as if like to read it then my friends will too.
Also ich war Anfang Juni am Geiranger und es war halt nicht das beste Wetter. Ich finde das Bild so dunkel super. Ähnlich sah es damals auch aus. Wir haben ein wenig weiter unterhalb des Aussichtspunkts unser Zelt aufgeschlagen und da auf nem Absatz übernachtet. Ich find deine Bilder von Norwegen super weil ich einiges davon selber auch kenne. Ich war für ein Jahr in Norwegen und muss unbedingt mal wieder hin. Mit Bildbearbeitung (oder wie man es auch immer nennen will) in dem Maß hab ich mich aus Zeitgründen noch nicht so tief gehend beschäftigt aber dieser Eintrag hat mich son bisschen angestachelt das doch auch mal auszuprobieren 🙂 Bisher hab ich mich mit Kontrast anheben und solchen einfachen Sachen begnügt.
Ich freu mich auf weitere Bilder von Norwegen, ich hoff doch das da noch welche kommen 😉
Hallo Florian, ich finde deine Bilder klasse! Landschaften mit ein bißchen Wetter sind, meiner Meinung nach auch interessanter als die mit totalen Sonnenschein.
Für Batchbearbeitung mit Perl benutze ich ImageMagick, für dass es ein Perl-Modul gibt. Ich habe es allerdings nie für so spezielle Sachen wie du ausprobiert. Hast du damit schon mal rumprobiert?
Hallo Anette, guter Tip. Habe davon gelesen aber noch nicht ausprobiert. Hole ich nach! Danke!
Erweitert man mit HDR nicht den Dynamikumfang anstatt „reduzieren“?
Anyway, HDR hin oder her ich finde es einfach nicht mehr echte Fotografie, HDR geht für mich eher unter Bildbearbeitung als Fotografie, aber das ist schliesslich Ansichtssache des Fotografen oder eben Bildbearbeiter 🙂
Gruss aus der Schweiz
P.s Hey, ist trotzdem ein cooles Bild!
Hallo Jakob,
Ja, ein HDRI ist ein Bild mit höherem Dynamikumfang. Aber mit den HDR-Programmen reduziert man diesen dann auf das, was man z.B. mit JPG wieder darstellen kann.
Über was echte Fotografie ist, kann man sicher lange streiten. Ich freue mich darüber, dass meine HDR Bilder mehr Anklang finden, als die „direkt aus der Kamera“ Bilder und ich denke auch, dass sie dem Eindruck meines des Auges/Kopfes näher sind. Aber es ist Geschmacksache! Es gibt viele coole Bilder ohne „Manipulation“. Da führen für mich dann Dias, vor elektronischen Bildern.
Machst den Du die Bilder in erster Linie für Dich oder für Deine Betrachter? Ich finde es viel intressanter aus meiner Kamera den ganzen Dynamikumfang auszuschöpfen, und die 40er oder 50er hat einen ganz netten Dynamikumfang im RAW-Format. Ich arbeite mit der 20er. Ist doch die wahre herausforderung, oder nicht? Aber eben, die Leute mögen übertriebene Farben oder Bilder, kommt mir vor wie eine Mahlzeit mit viel Fett schmeckt halt den meisten besser als ein „rawes“ Stück Fleisch. Anyway war nur noch so ein Gedanke….
Aber wie Du sagst ist es halt schlussendlich Geschmacksache!
Danke Michael,
ich versuche auch immer wieder hellere Varianten zu erzeugen, aber ich bin noch nicht so ganz zufrieden mit dem, was ich bisher so zustande bringe.
Wer mag, lade sich die Bilder hier runter und „mache selbst dran rum“. Wenn gewünscht lade ich die Ergebnisse hier hoch und wir schaun mal, was gefällt, was nicht.
Danke für die Erklärung. Auch mir ist das Endprodukt zu dunkel – aber ich war ja nicht dabei. Das pure HDR ist mir zu, sagen wir „schwach“ (über das original-JPG reden wir nicht).
Das mit Rot überlagerte wäre mein Favorit. Aber wie gesagt, ich war ja nicht dabei und kann nicht ahnen, wie es tatsächlich aussah.