Heute vor 72 Jahren starb mein Großonkel Bernd Seiffert in Stalingrad.
Die Geschichte seines Schicksals bekam ich vor Jahren von meinen Eltern als Buch geschenkt. Nach dem Tod meines Vaters fand ich in seinem ’digitalen Erbe’ die Dateien dieses Werkes im Format MS-Works, optimiert für eine Druck-, also Papierausgabe.
Um aus dieser Chronik eine pdf-Datei, also eine elektronische Version zu erzeugen, wandelte ich die Dateien von MS-Works zu LATEX, überarbeitete sie, fügte ein paar weitere Bilder hinzu, korrespondierte mit dem Volksbund und ich schließe diese Chronik mit den Bildern vom Friedhof Rossoschka ab.
Die Original-Texte habe ich nicht verändert.
Ich möchte allen Leserinnen und Lesern noch ein Wort mit auf den Weg geben: Bei einer Familienchronik, bei Geschichten, die mit Erinnerungen von Menschen verbunden sind, gibt es nicht die Wahrheit. Es gibt kein Richtig, kein Falsch. Jeder Mensch hat Dinge anders erlebt, anders empfunden, erinnert sich anders, interpretiert mit einer anderen Lebensgeschichte im Hintergrund. In diesem Sinne ist diese Chronik jenseits der Briefe und Fakten auch ein Abbild der Erinnerungen und Interpretationen meiner Eltern und mir. Wahrscheinlich sind Familienmitglieder in Details oder bei Erinnerungen und Interpretationen oder auch nur bei Namen und Orten anderer Meinung. Ich lade alle ein, die sich anders erinnern oder andere oder weitere Geschichten oder Interpretationen zu Bernhard Seiffert kennen, ihren Teil beizutragen. Ich füge ihre Texte gerne dieser Chronik bei und stelle sie gleichberechtigt neben die hier schon vorhandenen Teile.
Ich habe mir viele Gedanken zur Veröffentlichung von Chroniken gemacht. Einerseits schreibt man eine Chronik nicht, um sie dann zu verstecken. Andererseits enthält eine Chronik auch viele (sehr) private Details, die man nicht jedermann auf die Nase binden möchte. Auf einem Ausdruck der Chronik steht auch von meinem Vater handschriftlich vermerkt: Nicht weitergeben …
Auf der anderen Seite bleibt eine Chronik nur durch Weitergabe erhalten, dazu ist alles schon 70 Jahre her, alle Beteiligten, bis auf Hubert Westerkowsky sind nicht mehr am Leben . . .
Ich hatte einen intensiven Mailwechsel mit einer alten Freundin in Argentinien, deren Bruder bei Stalingrad gefallen ist. Sie bestärkte mich in dem Gedanken, die Geschichte von Bernd Seiffert zu veröffentlichen. Sie war auch so nett mir über ihre Kinder Bilder des Gedenksteins von Bernd Seiffert in Rossoschka mit seinem Namenszug zu schicken! Herzlichen Dank dafür!!
So veröffentliche ich heute genau 72 Jahre nach dem Tod von Bernd Seiffert seine Geschichte, soweit sie uns bekannt ist. Ich hoffe, dass mehr Menschen Anteil an Gerdas, Huberts und Bernds Schicksal nehmen, auch stellvertretend für die vielen Schicksale von Vermissten, Gefallenen, Waisen und Witwen des zweiten Weltkrieges. Ich hoffe, dass Gerdas und Bernds Schicksal die Erinnerung an den Wahnsinn des Krieges und das große Leid aller Beteiligten wach hält oder neu belebt. Ich hoffe, dass die Veröffentlichung dazu beiträgt friedlicher miteinander umzugehen und uns daran erinnert, wie gut wir es in einer Generation ohne Krieg in Europa haben.
Florian Seiffert, 06.01.2015
seiffert-bernd-schicksal-2015-01-06.pdf
Ich stelle diese Chronik unter folgende Lizenz:
CC BY-NC-SA 3.0 DE: Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen
Bedingungen 3.0 Deutschland.
72 Jahre nach dem Tod von Bernhard Seiffert
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