Es gibt Tage, da liebe ich das Weckerklingeln nicht so sehr. Um 05:45 klingelt es heute. Ich springe trotzdem auf und schicke die Mail mit dem Posting für den Blog los. Die wollte gestern nicht. Das Video will aber noch bei mir bleiben. Ab 06:15h gibt es für uns Frühstück. Ich esse schnell.
An der Rezeption klappt es dann endlich und das Video fliegt in die Wolken.
Um 07:15 sind alle am Bus – Koffer zeigen (nur sicher identifizierte Koffer werden eingeladen) und los geht’s.
Die Laudes beten wir im Bus.
Pünktlich um 08:00h sind wir an der Sheikh Hussein Bridge – das ist die Grenze nach Jordanien. Ein kurzer Abschied von Yossi und Yamil. Einreisekontrolle. Ich bekomme für den Vornamen Florian einen Daumen nach oben. Staun. Wieder raus zum Gepäck. Der Bus neben uns hat WLan. Morgengrüße fliegen aus der Wolke zu mir. Dankeschön. Dann mit Gepäck zu Fuß über die Grenze. Scan allen Gepäcks. Es piept, das stört aber keinen.
Ab in einen klapprigen Bus. In Jordanien ist Adef unser Guide und Eras unser Busfahrer. Als alles gestempelt und Steil- und Flachpässe hin und her gespielt sind, kommt noch eine Polizeikontrolle, die nochmal kontrolliert. Dann aber sind wir nach gut einer Stunde im Königreich Jordanien.
Weiter geht es weiter nach Süden durch den Grabenbruch. Nur auf der anderen Seite des Jordan. Dann biegen wir nach Westen ab, die Hügel hoch.
Wir fahren durch wunderschöne Steineichenwälder. Hier sollte man mal in Ruhe wandern.
Wir halten in Gerasa (Jerash). Wir besichtigen die römischen Ruinen. Das Hadrianstor, das Hippodrom, der große Platz und das Theater sind sehr gut wieder aufgebaut. Im Theater gibt es eine kleine Vorführung für uns mit Dudelsack und Trommeln und Tänzchen einiger Pilger*innen Und gegen ein kleines Trinkgeld gibt es auch arabisch-kölsch freundschaftliche DSVGO-konforme Selfies.
Im Restaurant am Parkplatz gibt es für die, die wollen, Buffet- oder Sandwich-Mittagessen. Die Sandwichabteilung vergibt eine Vierminus.
Markus besorgt uns gegen eine Zigarette an den Fahrer das Passwort des WLan unseres Busses. Das ist super. Sogleich schaut niemand mehr raus, sondern Selfies und Kurznachrichten fliegen in die Wolken und zurück.
Ein Schutzengel mit Pistole steigt ein. Ein junger Mann mit Smartphone plus Zusatzakku. Wovor er uns beschützen muss, bleibt unklar. Oder schützt er Jordanien vor uns? Der Jung haut sich in die Sitzreihe neben mir, zieht die Schuhe aus und pennt. Die Pistole steckt cool in der Hosentasche.
Weiter nach Nebo. Kleine Irrfahrt. Mit Google oder OpenStreetMap wäre das nicht passiert. Ich denke, das kostet uns 30 Minuten. Es ist aber eine coole Fahrt auf staubigen Sträßchen, die ich nicht gern mit einem Bus gefahren wäre.
Wir fahren westlich an Amman vorbei. Adef erklärt und stellt seine Stadt und sein Land vor, aber viele Pilger*innen schlafen erschöpft. Auch unser Schutzengel schläft immer noch. So ein Engel kann sicher auch im Schlaf beschützen.
Wir erreichen Mount Nebo. Der Prophet Moses durfte von hier aus das Heilige Land sehen, es aber nicht betreten. Er starb in Nebo. In Deuteronomium steht dazu: „Man begrub ihn im Tal, in Moab, gegenüber Bet-Pegor. Bis heute kennt niemand sein Grab.“
Mose zum Gedenken gibt es eine sehr schöne Basilika oben auf dem Berg. Dort feiern wir Heilige Messe. Wir geben würdig Gas, die Zeit drängt und bis Petra ist es noch weit.
Wir schauen nach der Messe kurz runter ins Heilige Land, auf das Tote Meer und auf Hebron, wie damals Mose. Wenn man Beduine ist und aus der Wüste kommt, muss einem hier oben das Herz aufgehen.
Weiter geht es nach Madaba zu DEM antiken Mosaik des Heiligen Landes. Wir müssen etwas durch den Orient von Madaba laufen, um vom Bus dahin zu kommen. Eigentlich sehr schön. Aber leider kommt uns eine Pilgerin abhanden. Es entsteht diese gruppendynamische Mischung aus Gerüchten, Panik und Hektik. Nach einer Stunde – der Muezin hat schon gesungen und es ist finster – ist dann aber alles wieder gut, der Schutzengel bekommt Beifall und wir fahren endlich los.
Da wir jetzt vernetzt sind, frage ich Google: 2:55h Fahrt bis Petra. Ankunft also gegen 22:00h. Und ich habe seit dem Frühstück um 6:15h nichts gegessen.
Wir machen noch eine „Gesundheitspause“. Alle stürzen sich auf Kekse und Kaffee in dem Laden, der eigentlich Teppiche und Möbel verkauft, aber auch Toiletten hat.
Die Ankunftszeit berechnet sich nun auf 23:15h.
Dem Fahrer ist plötzlich schlecht geworden. Wir halten. Er muß an die frische Luft. Armer Kerl.
Um 23:45h sind wir am Hotel. Es gibt eine Lunchbox. Ich campe mit meiner einfachen Mahlzeit auf dem Zimmer. Ich finde es darf auch mal kärglicher sein, auf einer Pilgerreise sowieso.
Tagesvideo.
Altarraum und Mosesfenster der Basilika auf dem Monte Nebo.
Blick auf das Tote Meer und das Heilige Land.
Mediale Aufmerksamkeit für ein Mosaik.
Wir fahn fahn fahn auf der Autobahn.
Programm für morgen:
07:30 Wecken
08:00 Frühstück
09:00 Abfahrt zur Schlucht.
Guten Morgen, Florian!
Vielen, lieben Dank für Deine tollen Beiträge. So kann ich aus der Ferne Eure Pilgerfahrt genau mit verfolgen. (Wer ist Euch eigentlich in Jordanien abhanden gekommen?)
Bestell bitte dem ganzen Schmölche liebe Grüße von Helge und Lydia. Besonders natürlich an meinen Vater (Franz) und Christa. Verhungert aber nicht unterwegs!
Weiterhin eine gute Reise. Ich freue mich schon auf Deinen Bericht von heute.
Ganz lieben Gruss
Lydia