Ich arbeite an meiner Liste. Das ist ein Zettel mit Arbeiten, die ich erledigen soll. Wichtig ist hierbei, den Rhythmus des Tages einzuhalten: 7.30 ist Antreten für die drei Mitarbeiter, es wird eingeteilt, wer was erledigt (ich habe ja meinen Zettel) und es wird zusammen gebetet. Da drücke ich mich. Nicht, dass ich nicht schon auf wäre nein, ich gönne mir den Luxus, etwas später aufzutauchen. Dann wird afrikanisch traditionell ohne Frühstück erst einmal gearbeitet. Ich erledige die Sachen, die in der vollen Sonne sind, da lässt es sich noch aushalten. Um 10 Uhr gibt es dann Frühstück. Dann weiter! Die Sonne ist noch nicht so warm.
Frühstück im Garten
Ich suche mir dann bald schon einen Job im Schatten. Es ist mörderisch trockene Luft hier, wir sind auf 1500 Metern über NN, das heißt, die Luft hat auch weniger Sauerstoff. Das schafft mich. Ich bin erstaunlich schnell außer Atem, obwohl ich mich für gut trainiert halte. Also pflanze ich Petunien und Kräuter in Töpfe. Im Schatten. Das ist nicht mal so eben erledigt, der nächste Baumarkt ist in Windhoek. Also mische ich selbst Erde aus dem reichlich vorhandenen Lehm und Kompost. Dann fehlen Töpfe, diese suche ich dann in der Scheune zusammen.
Kuhschädel liegen in der Scheune
Getopft ist schnell. Passenden Platz suchen, nicht alles verträgt die Hitze. Ich schlage vor, die Pfefferminze, die sich reichlich ausgebreitet hat ist zu reduzieren – wieder sehr europäisch gedacht …. Zack hab ich den nächsten Job: Minze pflücken, zu Sträußchen binden und zum Trocknen aufhängen. Bis Mittag habe ich 20 Sträußchen a 20 Stengel fertig und aufgehängt. Das Bündeln fiel etwas schwer, da die Gummis aus der Sammelkiste ausgingen und ich erst Ersatz suchen musste. Aber ich saß im Schatten.
Meine Minzsträußchen
Wann eigentlich Mittagszeit ist, habe ich noch nicht rausgefunden. Es ist immer zu spät, die Siesta fällt dann etwas knapp aus. Um drei geht es weiter. Jetzt knüppelt die Sonne richtig und man ist froh, wenn man einen kühlen Arbeitsplatz erwischt. Wenn nicht, ist ein langärmeliges Hemd und Hut Vorschrift.
Ich grabe zwei Papayas auf dem Kompost aus. Der Kompost ist aber so locker, dass der erste Erdballen gleich auseinanderfällt. Den Zweiten versuche ich mit einer Plane zu retten, klappt auch nicht. Nun habe ich zwei Papayas mit nackten Wurzeln. Mist. Die eingesetzten Planzen schlappen ordentlich. Also bekommen sie viel Wasser und eine Schattenmatte. Ich hoffe, sie schaffen es.
Das neue „Gewächshaus“ muss mit Schattiermatte bespannt werden. Die vorhandene reicht nicht. Ich soll ausmessen und berechnen, wieviel noch benötigt wird. Genau mein Job. Das Maßband ist von 2006 (steht drauf), genauso funktioniert es auch. Wie ein Altertümchen. Ich zeichne einen Plan, damit man sehen kann, was noch gebraucht wird. Dann zeigt mir die Hausherrin ihre Schätze.
Sie sammelt Steine im Veld. Keine normalen Steine, sondern uralte Steinwerkzeuge. Das Älteste ist auf 1,2 Millionen Jahre datiert. Mit Begeisterung erklärt sie mir die Unterschiede und Besonderheiten.
Was gab es sonst noch? Warzenschweine, die einige Meter an mir vorbeilaufen, Kühe, die neugierig am Zaun stehen und natürlich das schönste Licht der Welt…..
Morgen bin ich in Windhoek, keine Ahnung, ob ich posten kann.
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Die Europäische Idee ist Ordnung! Zu wenig Platz für Andere Dinge! Aufräumen! Die – sparsame – Afrikanische Idee ist: sammeln und Trocknen für schlechte Zeiten. Nichts verschwenden, vom Apfel, der Rübe, dem Kürbis einfach alles essen.
Nach Windhoek fährt man 1,5 bis 2 Stunden. 132km 😘🤗
Liebe Thea,
da hat Veronika ganz recht. Denkst Du auch genug ans ausruhen?
Ich hätte da noch zwei Fragen: Was ist denn europäisch an Deiner Idee mit der Minze?
Und wie lange fährt man nach Windhoek?
Was für tolles Abendlicht! Die Fotos sind so ausdrucksstark.
Deine Gastgeber haben mit dir als selbständig denkende Hilfe und Pflanzenexpertin einen guten Fang gemacht!!!