Trapperkarriere?

Draußen dämmert es, es ist Sonntag. Also arbeitet fast keiner. Ich jedenfalls nicht. An meiner Wasserstelle ist niemand, auch die Kühe sind nicht zu sehen. Ich checke meine überschaubaren Nachrichten und stehe auf. Als ich ins Farmhaus gehe, sind alle Türen auf. Mist. Ich möchte niemanden um seinen verdienten Schlaf bringen. Also schleiche ich mich leise an die Verbindungstüre und schließe sie. Dann ins Bad. Ich verzichte auf Creme wegen der Düfte, was mir sehr schwer fällt – die Luft ist hier unglaublich trocken. Gestern waren es 6%. Die Fingerkuppen reissen auf, alles ist spröde und hart. Die Nase trocknet so aus, dass man vor dem Nase Putzen erst einmal mit Wasser einweichen muss.

Ich brauche keine frischen Sachen, wird sowieso alles gleich staubig. Dann packe ich zusammen. Rucksack, Plan von der Farm, Wasserflasche, Sitzkissen, Kamera, Ersatzakku.

Zum Frühstück mache ich mir zwei Käsebrote. Da steht Trudi im Rahmen. Sie macht das Radio an, es läuft Kirchenmusik. Ich fühle mich gleich in meine Kindheit zurückversetzt.

Hut auf und los. Es ist tatsächlich wolkig, für das Wochenende sind eventuell Regenfälle vorhergesagt. Das ganze Land hofft, dass der Regen auf der eigenen Farm fällt. Schön sanft, damit nicht alles weggespült wird.

Die Sonne ist gerade aufgegangen, die Vögel sitzen ganz oben in den Bäumen, um sie zu begrüßen. Ich mache ein paar Fotos.

Dann wandere ich nach Norden. Etwa 2km am Zaun entlang. Rumlaufen ist zu laut, um Wild zu beobachten, ich sehe: nix. Meine Karriere als Trapper stirbt gerade den Heldentod. Ich genieße diese unglaubliche Stille, die Sonne zwischen den Wolken, die endlose Landschaft. Ich frage mich, was das für ein Gefühl ist, wenn man so geradeaus schaut und weiß, „das ist alles meins“. Wenn ich „meins“ betrachte, schaue ich nach 11 Metern vor eine Mauer.

Der Zaun ist so konstruiert, dass das Wild ihn passieren kann. Darunter herkriechen, an den Durchlässen durch, oder größere Tiere wie Kudus springen drüber.

Der Ansitz mit Wasserstelle kommt in Sicht. Punkt 8 Uhr.

Ich klettere rauf und mache es mir auf zwei Ölfassern und einem Brett gemütlich. Gut, dass ich ein Kissen dabeihabe, still sitzen ist enorm anstrengend. Gleich zu Anfang kommen zwei Oryx, sie sind misstrauisch und bleiben nur kurz. Einer verzichtet sogar aufs Trinken.

Dann kommt ein Schakal, zwei Warzenschweine, eine Gruppe Perlhühner. Hinter mir bellt es, wie ein Hund. Einzelne Tiefe Rufe. Was das wohl ist?

Es ist still und ungewöhnlich wenig Action für die heutige Zeit. Alles muss immer groß und schön und besser und schneller sein. Hier lernt man, bescheiden zu sein und geduldig. NICHTS ist irgendwie auch toll.

Ich mache mich auf den Rückweg. Zeit, eine schöne Pause zu machen…..

Der Tag endet mit einem echten Käsefondue – immerhin bin ich Gast bei einem waschechten Schweizer!

Und natürlich mit dem schönsten Licht der Welt diesmal mit Wolken!

Über theaseiffert

Ich bin die Schwester von Florian. Ich reise gern, ich blogge gern auf Reisen. Danke für den Gastauftritt hier!
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3 Antworten zu Trapperkarriere?

  1. Chantal schreibt:

    Das sind wirklich tolle Bilder! Ich denke viel an dich und wünsche dir weiterhin viel Spaß ❤

  2. Yvonne schreibt:

    Der Schakal sieht ja niedlich aus. 😄 Ich drücke die Daumen, dass ihr Regen bekommt!
    Lg
    Yvonne

  3. Sarah schreibt:

    Dann drücke ich euch die Daumen, dass es moderat regnet ;-). Da hast du aber ja doch eine Menge Tiere beobachten können. Weiterhin viel Spaß und genieß das schönste Licht 🙂

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