Da habe ich ja was angestellt. Mit meinem strahlenden Bericht über insgesamt 22 gesichtete Oryx, habe ich bestätigt, dass trotz der Dürre die Oryx Population auf Eckenberg wieder deutlich zugenommen hat.
Wegen der Dürre – Trudi sagte mir heute, dass sie es in ihrem ganzen Leben noch nie so schlimm gesehen hat – gibt es bis Ende September ein Sonderpermit vom Ministry of evironment and tourism für den Abschuss von mehr Antilopen, als für den Eigenbedarf nötig. Der Biltonghersteller (Biltong ist Trockefleisch. Lecker!) freut sich.
Marco zieht also heute früh wieder mit der Büchse los. Seine beiden Männer setzt er unterwegs zum Dornenbusch Schneiden ab. Dazu ein anderes Mal mehr.
Der Chevy steht noch bei den Kühen, Futter runter Kuhmist rauf. Ich soll ihn holen und den Kuhmist abladen.
Das gute Stück ist so alt wie ich und funktioniert noch. Naja, die wesentlichen Teile – so wie bei mir. Ich soll nur bei den Toren aufpassen, die Ladefläche ist breiter, als das Fahrerhaus.
Ohne schlimmere Zwischenfälle hole ich das Schätzchen und manövriere es rückwärts an den Kompost. Die Gangschaltung ist etwas gewöhnungsbedürftig, die Kupplung darf man nie nie nie getreten lassen und das Gas ist so anschlagsdynamisch, dass man quasi im Standgas anfahren kann. Mithilfe der Spiegel kann man sogar sehen, wenn man einen Torpfosten umgenietet hat. Nicht früher. Ich lade die staubtrockenen Kuhfladen ab.
Dann kurve ich zu dem Baum, an dem das arme Schwein gestern zerlegt wurde und lade mit Trudi die Schubkarre mit den Därmen auf. Der Kopf wird dann doch wieder runtergenommen – Gaudentia kann ihn noch für irgendetwas verwerten.
Marco ruft an. Er hat ein Oryx geschossen, wir sollen mit Chevy und Schaufel kommen und das Blech mitbringen.
Also Hüte auf, Blusen an – beides als Sonnenschutz hier dringend notwendig und los. Wir fahren am Geierrestaurant vorbei und laden die Därme und die Haut ab. Schnell noch ein paar Knochen zerschlagen – quasi die Hyänen ersetzen und weiter zu den Männern. Das Oryx liegt neben der Tränke mit Kopfschuss und durchgeschnittener Kehle. Das ist nötig zum Ausbluten. Wir fahren den Chevy rückwärts dran, dann wird das Blech an die Ladefläche gelegt, quasi als Rutsche und das Tier an den Hinterläufen und dem Schwanz auf die Ladefläche gezogen. Ich schätze, dass das Tier 200 kg wiegt. Die Männer ächzen, ich ziehe an den Hörnern mit. Selbst der Kopf ist echt schwer. Die spitzen Hörner verhaken sich gern, man muss schauen, wohin man zieht. Aus dem Maul läuft Wasser, es wurde ja an der Tränke erlegt. Nun hängt die Zunge aus dem Maul, eine fiese Soße breitet sich auf der Ladefläche aus.
Wir bringen das Tier zum Hof, wo es an einem Hinterlauf in den Baum gehängt wird. Dazu werden die Läufe ab dem Knie abgetrennt. Oryxfüsse liegen hier überall rum – Lieblings Hundeknochen. Dann wird das Fell am Bauch komplett aufgeschnitten und mit einem scharfen Messer komplett vom Körper getrennt.
Zum Schluss über den Kopf gezogen und mit dem Kopf abgetrennt. Dann wird der Bauch geöffnet, die Därme entnommen, Leber, Nieren, Lunge und Herz kommen in eine große Schüssel, die Därme füllen eine Schubkarre. Jetzt sieht das Tier aus, wie man es vom Schlachthof kennt. Es wird in große Stücke zerlegt und zum Ausbluten aufgehängt. Gegen die Fliegen kommt ein Sack darum.
Während all dieser Arbeiten bin ich am Schattenhaus und säe aus. Daher kann ich alles einigermaßen verfolgen. Manches erspare ich mir auch, aber ich zwinge mich schon, hinzuschauen. Vor dieser Reise habe ich beschlossen, dass ich dieses Kapitel nicht ausschließen werde. Ich esse Fleisch, also muss ich auch mitmachen können, wie es gewonnen wird. Ich bin froh, dass ich nur Zuschauer sein darf. Der ganze Hof riecht nach Blut und mir wird über die lange Zeitspanne echt übel. Da muss ich jetzt durch. Die Männer sind wirklich schnell. In etwa 2 Stunden haben sie das große Tier zerlegt.
Als sie fertig sind, ruft Marco an. Er hat den nächsten Bullen erlegt. Trudi schickt Chevy, mich und die beiden Männer das Tier holen. Wieder sehr blutig. Ich bin froh, als ich mich zum Essen verdrücken kann, um den Blutgeruch aus der Nase zu bekommen. Klappt nicht. Und ich esse auch nicht wirklich viel. Es ist schon spät, trotzdem mache ich eine Siesta. Ich gestehe, mich mit Parfum am Arm eingesprüht zu haben, um bei Bedarf schnell mal dran zu schnuppern. Statt Siesta schreibe ich natürlich Blog.
Nach der Pause ist der zweite Oryx fast fertig zerlegt, die Männer haben ohne Pause praktisch durchgearbeitet. Neben der Treppe zu meinem Domizil hängen Oryxteile. Ein komisches nicht identifizierbares Teil erklärt mir Marco: Speiseröhre, Herz, Leber und Nieren am Stück.
Aus Respekt vor dem Tier wird hier das ganze Tier verwertet: Innereien als Hunde- und Katzenfutter, Beine als Hundeknochen, Reste gehen an die Geier. Auch die Knochen werden kleingeschlagen von den Geiern gefressen.
Am Abend machen wir noch eine Tour mit dem Chevy – Padpflege.
Und dann schwindet schnell das schönste Licht der Welt….
PS. Am Wasserloch war wieder nur Perlhuhnkrawall
Liebe Thea!
Ich kenne diesen Geruch von Blut und Schlachtung sehr gut…. bin ich doch gegenüber einem Schlachthof aufgewachsen. Das Blut floss damals durch eine Röhre ab in den Fluss. Die grössten Fische waren immer am Ausfluss zu finden! Schön ist aber , im Gegensatz in unserer Gesellschaft, dass das ganze Tier verwertet wird! Nichts wird weggeworfen – alle essen mit! Es sind wertvolle Erfahrungen die Du sammelst!
Lieber Gruss
Peter
Ich hatte die Schaufel vergessen: diese war dafür da, das Blut im Sand wegzuschaufeln.
Hut ab, – ich hätte auch sicher Parfüm benutzt… 🙂