Jörg schickt eine Wetterwarnung. Das macht er nicht oft!
Auf Madeira ist es nun vorbei mit der Sonne. Es kommen Regen und Unwetter. Danke Jörg! Aber, das Wetter will sich nicht so recht an die Warnung halten, scheint es. Wir frühstücken weihnachtlich auf der Terrasse. Während ich mich meinem gebotenen Ruhetag widmen will, wird offenbar die Kommission einberufen. Kurze Sitzung, kurze Beschlüsse: Wenn Sonne, dann auch kleiner Ausflug. Staun. Na gut.
Wir fahren zu einer – (kleine Überraschung) – Levada, die auch oder immer noch Levada Nova heißt.
Die Insel Madeira hat insgesamt 2500 km Wasser-Kanäle. Da wundert es nicht, dass so viele Wege hier an Levadas lang führen.
Wir starten an einem kleinen Kirchlein, aber das hat zu. Das ist sowas von doof. Ein Gotteshaus muss auf haben, finde ich!
Wir müssen ein Stück Straße gehen, um zum Einstieg zu kommen. Aus den Häusern kommt der lecker Weihnachtsessen-Duft. Es lädt uns niemand ein, also müssen wir weiter.
Diesmal ist die Levada wild. Der Hang in den man diesen Kanal gebaut hat, ist steil. Die schlimmsten Stellen sind mit Geländer gesichert, aber die schlimmen Stellen mitunter nicht. Das mag ich nicht.
Es ist weihnachtlich grün, nur nicht tannengrün, sondern satt-lebendig grün.
Und die Sonne scheint. In den Bergen, ist es dunkler, aber wir haben hier am Start schönes Wetter.
Nach ein paar Kilometern hört der Spass aber auf. Erst staubt leichter Nieselregen, dann wird es dunkler. Der Weg wird wilder, ausgesetzter und verläuft zum Teil unter überhängendem Fels. Ich muss mich bücken. Wasser rinnt von oben.
Als die Schlucht steil in die Tiefe fällt und ein Geländer fehlt, rufe ich zur Umkehr auf. Ein Schritt und man ist in der Tiefe verschwunden. Nix für mich. Wir drehen um.
Der leichte Regen hat aufgehört. Jetzt regnet es richtig. Aber die Sonne scheint trotzdem durch die Wolkenlücken. Das gibt ein wunderbares Licht. Fantastisch.
Wir warten den schlimmsten Regen unter einer Felswand ab, dann geht es zurück. Es donnert. Der Donner knurrt zwischen den Feldwänden hin und her. Ich bin froh, dass wir nicht mehr an Zeus glauben, der Blitze schleudert, sonst könnte man schon Angst bekommen.
Wir erreichen wieder das verschlossene Kirchlein, nicht ohne noch einen Abschieds-Schauer abzubekommen.
Wir fahren zurück zur Weihnachtsvilla. Auch hier ist jetzt die Sonne verschwunden. Das stört uns aber nicht.
Wir ziehen uns um und fahren zur Schwester V* nach Köln Stammheim, wo die Tradition der Weihnachtsfondue fortgesetzt wird. Ununterbrochen seit 1975. Nicht! Schade. Eine Pandemieunterbrechung.
Wir feiern halt für uns weiter. Alleine. Wir haben hier keine Kontakte zur Familie oder Freunden, werden nicht angesteckt und verbreiten das Virus auch nicht weiter (Madeira hat 34 Covid-Fälle bei 250.000 Einwohnern) Und ein bisschen mehr Warmwetter und Sonne hat es hier auch. Das ist doch ganz gut, oder?
Tagesvideo #677
Grünes Madeira
Levada Nova