16.01.2021 Madeira #28 – Levada do Risco

Das Wetter ist günstig. Jedenfalls hier unten. Also los. Wir wollen zum Abschluss zu einer der Hauptartaktionen der Insel. Dem Wasserfall Risco. Wir denken, dass jetzt kaum mehr Touris da sind.
Wir fahren hoch zu Hochebene Paúl da Serra, Hoppek macht das heute alleine. An der Tanke fahren wir vorbei, obwohl Hoppek Durst hat – die Schlange ist zu lang. Wird sich das rächen?

Wir kommen höher und höher, die Sonne verschwindet. Nebel hängt über dem Gebirge. Wir fahren nach Rabaçal. Aber es bleibt nebelig. Cool bleiben! Am Pico Ruivo hatten wir das auch, aber dann kam die Sonne …

Wir fahren erst mal nach Fanal, zu meinen Freunden den Lorbeerbaumriesen. Jetzt sollten die auch wirklich einen Nebelwald bilden! Und tatsächlich. Nebel, Wolken, aber auch blauer Himmel hier und da. Das Paradies für Fotografen! Ich stürze mich auf die Bäume und mache Bilder, was das Zeug hält.
Es ist mystisch. Es sieht aus, als ob schon vor aller Zeit Bäume und Nebel so aussahen. Als sei alles in der Zeit stehengeblieben und hätte sich nie bewegt. Es war einfach schon immer so. Ich würde mich nicht wundern, wenn König Artus vorbei geritten käme (dafür kommen zwei Mountainbiker) oder Gandalf der Graue aus dem Wald träte.
Nebel fliegt über den kleinen Teich. Wolken fetzen vom Meer hoch und lassen Tropfen an den Flechten und Farnen zurück. Unglaublich still ist es. Die Sonne liegt etwas über dem Nebel, ich denke, bald hat sie gesiegt und wir haben hier Kaiserinnenwetter.
Ein Gleichgesinnter mit Stativ rennt rum und fotografiert. Seine Bilder würde ich gern mal sehen. Ich bin ohne Stativ unterwegs. Ich gebe mir Mühe, nicht zu stören, er nimmt auch Rücksicht. Dankeschön. M* will zurück. WASSERFALL. Ja na gut. Schnell noch ein paar Aufnahmen.
Dann zum Auto. Wir wenden Hoppek – er zeigt nun RESERVE an! Nachdrücklich, wie mir scheint und fahren wieder nach Rabaçal. Jetzt hat unser Glück auch hier den Nebel vertrieben. Wir nehmen das Shuttlebüsschen und fahren für 6 Euro bis zum Forsthaus. Das spart Zeit und man muss nicht 30 Minuten Straße latschen.
Wir gehen die Levada Richtung Risco. Der Weg ist breit, befestigt und gut ausgebaut. Das sieht aus, als gingen hier normalerweise Ströme von Touris. Wir haben Glück, wir treffen keine 10 Leute.
Der Lorbeerwald ist wieder mal der Hammer. Üppig, grün, feucht. Es tropft und plätschert. Farne, Moose und Lorbeer überall. Dazu heute auch Bartflechten.
Wie dicht so ein Wald sein kann! Und überall Wasser. Es kommt von oben, es fließt neben uns, es sprudelt aus Felsen und ergießt sich in kleinen und großen Wasserfällen.
Dann kommt Risco. DER Wasserfall auf Madeira. Ich denke, so 100 m Fallhöhe hat er. Weiße Gischt vor schwarzem Felsen. Man kann nah rangehen, aber dann ist der Weg versperrt. Die Levada scheint hinter dem Wasserfall durch den Felsen zu gehen und sich dann noch etwas fortzusetzen. Was für mutige Menschen müssen das gebaut haben? Und unter was für Mühen?
Ein paar Touris sind hier, aber nicht die Massen, die in normalen Zeiten hier wohl Schlange stehen.
Nachdem wir uns ausgiebig alles angesehen haben, geht es zurück. M* will noch ein bisschen mehr: Die Levada das 25 fontes. Na gut. Es geht (gefühlt) ein paar Millionen Treppen in die Tiefe. Aber dann kommt ein Weg, der noch ein bisschen besser ist, als die Levada zum Risco. Es ist dichter, enger, grüner und stiller – nur das Wasser rauscht.
Wir sind alleine hier. Wir haben den Weg, die Zeit und ganz Madeira für uns. Anders als andere Touris plärren wir nicht im Wald rum. Wir sind still, der Wald antwortet still. Wenn man Stille hören will, muss man leise sein!
Wir gehen, bis unter den Risco. Das reicht erst mal, wir müssen ja noch das Shuttle zurück bekommen.
Als wir die Treppen nach oben erklimmen, hat die Sonne so viel Berg umrundet, dass sie auch hier scheint. Das lässt den Lorbeerwald nun leuchten und glitzern. Prachtvoll!
Der Shuttle dröhnt durch den Wald, die Mucke des Fahrers dröhnt, der Zauber verfliegt. Wenn es Elfen und Trolle gab, wenn Artur und Gandalf hier waren, sind sie nun verschwunden.

Hoppek sieht uns vorwurfsvoll an. DURST. Ja ja. Wir fahren runter. Google macht einen kleinen Navigationsfehler und ich bekomme etwas Angst, ob wir nicht vielleicht liegen bleiben? Aber Hoppek hält durch. Mit den vielleicht letzten Tropfen erreichen wir die Tanke und spendieren Hoppel ein paar Literchen. Glück gehabt.

Der Tag endet auf der Terrasse mit einem schönen Himmel und ich denke auch einem super Sonnenuntergang, den man von der Weihnachtsvilla aus aber nicht sehen kann.

Morgen geht es zurück nach Deutschland. M* und ich danken allen Leserinnen und Lesern für die Begleitung. 1000 Dank an die vielen Rückmeldungen, Tipps und Hinweise, die uns erreichten!


Tagesvideo #699

Zauberwald

Zauberwald

Zauberwald

Wasserfall Risco

dichtes Grün

Lorbeerwald

Großer grauer Mann im Zauberwald.

Über Florian Seiffert

http://www.seiffert.net
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2 Antworten zu 16.01.2021 Madeira #28 – Levada do Risco

  1. theaseiffert schreibt:

    Vielen Dank fürs mitnehmen, ich habe jeden einzelnen Tag mit Euch genossen! Kommt gut heim! Liebe Grüße, Thea

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