Heute geht es nach Veere. Das kleine Städtchen liegt 12km Luftlinie entfernt, aber in einem Land, wo die Fietsen Vorfahrt haben, brauchen wir 30 Minuten. Das liegt auch an der Straßenführung, die sich schlängelnd an Seen, Ufern, Deichen, Poldern und Vogelschutzgebieten orientiert.
Wir parken und gehen ins Städtchen. Heute ist der letzte Tag des historischen Marktes und es ist voll. Der Vorteil ist, dass Rentnerinen und Rentner nicht so rumschreien, wie pubertierende Schulklassen (schwerhörige Rentner und handytelefonierende Rentnerin mal ausgenommen).
Hübsche Häuser hat es hier. Man sieht noch, wo mal das Geld saß.
Am Stadthuis beginnt der Markt. Historisch ist, dass die Damen hübsche historische Kopfbedeckung tragen. Ein paar wenige auch prächtige Kleidung. Das Warenangsbot ist doch eher so, wie gestern auf dem Wochenmarkt. Und auch hier: Kein Gemüse! Ja gibt es das in Holland nicht mehr? Sind die Placebotomaten alle bei uns und Holland hat keine mehr für sich?
Ein Korbflechter sitzt auf der Erde und werkelt an einem Korb. Er landet auf zig Hochkantvideos. Und nur Frauen filmen ihn, während am Wurststand die Männer lillend stehen und überlegen, wieviel Taschengeld sie ausgeben können ohne später ein Kritikgespräch auf der Tagesordnung zu haben.
Und schon sind wir wieder am Stadthuis, dem Rathaus. Eine Eisenkette mit zwei Gewichten hängt da. Das sind Büßersteine. 15kg Masse. Sie wurden Verurteilten umgehängt und sie mußten damit durchs Städtchen gehen und wurden dabei mit faulen Eiern beworfen … Die Würde des Menschen ist unantastbar – das gab es damals noch nicht.
Im Yachthafen schwimmen nette kleine Quallen zwischen den Yachten. Sie pulsieren, leuchten hellblau und genießen offenbar ein sorgenfreies Leben. Faszinierend ihnen zuzuschauen. Leider kann ich nicht die Gopro ins Wasser tauchen und ein paar Aufnahmen machen. Ich habe den richtigen Verschluss nicht mit. Wrks.
Der Pate ruft an. Wir quatschen fröhlich eine Weile. Heute reicht aber die Zeit nicht aus. Setzen wir fort.
Wir schauen uns noch die mächtige Kirche an, die in Teilen keine Kirche mehr ist. In das Langhaus hätte ich gerne mal einen Blick geworfen.
Das Parkticket ist abgelaufen und wir kehren zum Auto zurück. In Oostkapelle kaufen wir Gemüse (o tempora, o mores) im Supermarkt. Dann geht es zur Villa Evoli und zu ein paar Takten Pause mit Tee und Küchlein.
Uns zieht es dann nochmal zum Meer. Ich mag das Wasser. Jeder Blick ist einzigartig, das Licht wieder wunderbar und die Möven fühlen sich nur wenig gestört. So verbringe ich eine Stunde am Wasser und die Welt bleibt hinter mir zurück.
M* sitzt auf der Dünentreppe. Sie will nach Hause. Sie hat schon jedes Körnchen Sand von den Füßchen entfernt und zu einer beachtlich langen Reihe auf die Treppenstufe gelegt. Das heisst: Auf geht’s. Okay. Zurück zur Villa und zum Restaurant Evoli.
Ich meditiere noch ein Softwareproblem beim Spülen. Da laufen die Gedanken tatsächlich anders und mir fallen Lösungen ein, die mir sonst vielleicht verborgen bleiben. Viel gespült hat nie gereut.
Der Tag endet mit Vorlesen und ein bisschen Programmieren.
Spezialgrüße gehen heute raus nach Krailling Stockdorf und an J* – weiter gute Besserung! Und auch an J* auf der Donau!
Veere. Büßersteine. Meer. Treppe. Ufo. Strandbefestigung. Domburg. M*.