Es dämmert. Ich stehe auf und schaue zum Wasserloch. Ihr wisst schon …. Demnächst winken mir die Kühe sicher zu.
Ich steige von meinem Ausguckhaus runter, um etwas Platz in der Blase zu schaffen. Ich könnte auch das hier benutzen, aber modern ist mir lieber….
Trudi erwischt mich beim Reinschleichen. Sie schlägt eine Frühpirsch vor. Ok, gute Idee! Ich gehe mich schnell in einen Fährtenleser verwandeln, Hut auf, Kamera einpacken. Wir wandern Richtung Damm. Karl May wäre sicher begeistert von unseren leise ausschreitenden Schleichschritten. Kein Tier weit und breit – weil wir so leise sind. Trudi bleibt oft stehen und erklärt flüsternd Spuren. hochinteressant. Wer ist hier wann vorbeigekommen, ist die Spur frisch oder alt? Welche Richtung – das sehe sogar ich. Ich lerne viel über die Tiere hier. Eigentlich gibt es keine einzige Stelle, wo keine Spuren sind. Trudi ist ins Spurenlesen versunken und übersieht zwei Oryx- daher bleibt sie nicht stehen und schwupps galoppieren meine Fotomotive davon. Ich lerne welche Termitenhügel noch aktiv sind, welche nicht. Wie man erkennt, ob ein Erdbau bewohnt ist, oder schon ein Nachmieter eingezogen ist. Zu wem welcher Bau passt und von wem die drops (der Mist) so ist. Die drops von Kudus sind eher spitz und haben hinten eine Kuhle. Sie liegen eher verteilt, die von Oryx auf einem Haufen.
Wir laufen zu einem Baum, in dem ein Leopard ein Oryx verspeist hat. Die Reste hängen noch da.
Gegen 9 knurrt mein Magen und wir laufen zurück. Einfach schauen, wo der Ombotozo-Berg ist und schon weiß man den Rückweg. Quasi Wegweiser-Berg. Das Windrad schaut über die trockene Vegetation, da finde sogar ich zurück.
Eine Kuh hat sich separat abgelegt. Das ist kein gutes Zeichen. Am Haus angekommen, wird erst einmal per Telefonkonferenz mit dem Boss die Lage besprochen. Der Tierarzt ist nicht erreichbar, daher wird sie separat gefüttert, um zu sehen, wie viel sie frisst. Ich schaue mir das aus der Nähe an. Kuh frisst, alles gut. Die anderen Kühe streiten sich ums karge Mahl und müssen das auch noch mit den Warzenschweinen teilen.
Dann gibt es ausgiebig Frühstück. Ich mache mir den ersten Kaffee seit 2 Wochen. Hmmm.
Ich setze mich ans Laptop und sortiere das Desktop. Damit Trudi alle Dateien über den Dammbruch in einem Ordner hat. Der Damm ist 2008 gebrochen, weil der Nachbar (stinkreiche absentee owner – also Europäer) seinen Überlauf des Damms nicht freischnitt und so das Schwemmholz den Überlauf verstopfte, bis deren Damm brach. Die Flutwelle riss dann den Eckenberg Damm fort. Die beiden haben 11 Jahre sparen müssen, bis sie den Damm reparieren lassen konnten.
Dann machen wir Haus und Hof chic, Marco kommt heute aus Windhoek zurück – er wollte eine Häckselmaschine holen, mit der man Dornenbüsche zu Viehfutter häckseln und als Viehfutter verwenden kann. Das hat dann nach 3 Tagen Aufschub endlich geklappt. Glücklich werden Fotos gemacht von dem guten Stück.
Ich setze mich dann zur kleinen Abendpirsch ab. Als ich mich in dem Ansitz niedergelassen habe, fällt mir ein, dass ich ihn besser vorher nach Schlangen abgesucht hätte. Mulmig schaue ich mich um. Aber keine ungebetenen Mitbewohner zu sehen. Ich muss nicht lange warten, da zeigen sich erste Veld-Bewohner im Abendlicht.
Erdhörnchen:
Auf der anderen Seite der Farm galoppieren die Kühe hin und her. Da muss ich mal nachsehen, was sie so aufregt.
Ein Honigdachs lässt sich nicht von mir stören.
Und wieder leuchtet das schönste Licht der Welt für mich!
Die Geschichte mit dem Damm ist ja dramatisch. 😦 Da hätte ja eigentlich der stinkreiche Nachbar bezahlen müssen. Lohnt sich denn der Damm überhaupt, wenn gar kein Wasser da ist?
Lg, Yvonne
Der Damm ist so alt, da gab es noch Wasser. Man gibt ja auch die Hoffnung nie auf. Wenn es richtig regnet, hält der Vorrat etwa ein Jahr!
Liebe Thea! Fährtenlesen ist eine besondere Gabe! Es ist immer faszinierend wenn jemand auf Grund der Spuren sagen kann welches Tier vorbei gegangen ist, wann es war, wie schnell und in welchem Zustand es war! Das selbe gilt auch mit dem Dung lesen. Da lernst Du so viele neue, schöne Sachen! Eine komplett andere Welt zu unserem Alltag!
Wer hätte das gedacht als Du die Reise nach Namibia gebucht hattest!!
Deine schönen Bilder schaue ich jeden Tag sehr gerne an!
Lieber Gruss, Peter
Was für ein wunderbares Erdhörnchen-Bild!
Dankeschön